19.-20. Jahrhundert - Reiffelbach

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19.-20. Jahrhundert

Geschichte > Dorfgeschichte

VI. 19. Jahrhundert

1815 Deutscher Bund; die Pfalz fiel als Rheinkreis an Bayern und das Oberamt Meisenheim an die Landgrafen v. Hessen-Homburg (Preußen)
1816 Bayrische Pfalz
Bürgermeisterei Odenbach mit Reiffelbach zu Königreich Bayern
1818 Landkommissariat und Bezirksamt Kusel gebildet
1832 Neubau der Reiffelbacher Schule in der Dorfmitte
1835 Abbruch der Kapelle und Versteigerung des Baumaterials
1836 Union der 2 protestantischen Konfessionen (reformierte und lutherische Gemeinden)
1845 Reiffelbacher Grundbesitzer durch Königl. Bayr. Steuerkataster - Kommission erfasst (Chronik, S. 87)
1849 Neubau der heutigen Kirche oberhalb des Friedhofs
1849 Meisenheim durch preußische Truppen besetzt
1860 Nahetalbahn von Bingerbrück nach Saarbrücken fertig gestellt


1848-1849 Pfälzer Aufstand, „Reiffelbacher Freischaren"

Aufruhr, Aufstand, Revolution – in Reiffelbach ?
In einem kleinen Ort in der nördlichen Pfalz, den der öffentliche Nahverkehr zumindest an Wochenenden und Feiertagen vergessen hat? Es ist schon eine geraume Zeit her. In den revolutionären Zeiten des Märzes 1849, damals war Reiffelbach um einiges bevölkerungsstärker als heute und der Bergbau gab vielen Familien Lohn und Arbeit, entschieden sich Reiffelbacher, für die Errungenschaften des Parlamentes der Frankfurter Paulskirche zu kämpfen und für den Erhalt der ersten deutschen Republik ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Dies geschah wohl in so großer Zahl, dass die Bewohner des Ortes den Beinamen „Freischaren" im Volksmund erhielten . Mit Alltagswerkzeugen und spärlichen Waffen, aber entschlossen, zogen sie nach Kirchheim-Bolanden. Dort trafen unsere Reiffelbacher zusammen mit anderen Freischärlern des rheinhessischen Kontingentes, Mainzer Turnern und Mitgliedern von Arbeitervereinen, am 14 Juni 1849, auf die preußische Armee. Hochgerüstet, militärisch geschult und waffentechnisch bestens ausgerüstet, war diese den Kämpfern der Republik völlig überlegen. Schon nach ein paar Stunden konnten die Preußen die Schlacht für sich entscheiden. Viele Freischärler starben oder flohen über den Rhein nach Baden. Einige davon führte ihr Lebensweg bis nach Nordamerika, wo sie als Offiziere auf der Seite der Nordstaaten ein zweites Mal für eine freiere Gesellschaft eintraten.
Die in Kirchheim-Bolanden verbliebenen, leisteten im Schlossgarten bis zum bitteren Ende Widerstand. Eine dieser Menschen war Mathilde Hitzfeld, die immer wieder zum weiterkämpfen motivierte (siehe Zeichnung unten). Wie viele Reiffelbacher Freischaren den Weg nach Hause fanden bzw. gehen konnten, ist unbekannt. Mit Sicherheit lässt sich aber sagen, dass auch Menschen in Gebieten, die nicht im Fokus des großen Weltgeschehens stehen, ihren Anteil am Drehen des Rades der Geschichte haben.


1865-1911 Musikanten - von Reiffelbach in die Welt
Das Westpfälzer Wandermusikantentum entwickelte sich ab 1830 in der Westpfalz, dem „Musikantenland", die Blütezeit lag zwischen 1850 und dem I. Weltkrieg. Die Kapellen erzielten relativ hohe Einkünfte. In der Heimat profitierten viele Handwerker von diesen Einkünften: Tuchmacher, Schneider, Schuhmacher und Musikgeschäfte (Quelle: Wikipedia).
Auf Burg Lichtenberg gibt es ein Musikantenland-Museum. Von diesem erhielt die Gemeinde eine Liste der dort registrierten 7 Wandermusikanten aus Reiffelbach (5): Phlilipp Bernd, Michael Ellgaß, Jakob Feickert, Albert Fickert und Jakob Gottschalk waren bis Russland bzw. Chile unterwegs.


Weitere Ereignisse im 19. Jahrhundert
1867 Oberamt Meisenheim (ohne Reiffelbach) an Preußen (Rheinprovinz) angegliedert
1869 Oberamt Meisenheim wurde zu Landkreis im Reg. Bez. Koblenz
1870-1871 Deutsch-französischer Krieg
1870 Reiffelbach von durchziehenden französischen Truppen besetzt
1871 Gründung des Deutschen Reiches
1875 Gründung des Männergesangvereins
1885 Neue Trasse der Straße nach Roth/Odenbach
1896 Glantalbahn: Einweihung der Strecke Lauterecken über Meisenheim nach Staudernheim
1898 Starkes Unwetter in Reiffelbach, Gangloff, Becherbach


Steinkohlengruben
1. Hollerbach I (am Sportplatz), Betrieb 1740 - 1880 (siehe 17.Jahrh.)
2. Hollerbach II (am Tennisplatz), Betrieb 1858 - 1877
1 Stolleneingang am „Peteräckerchen“
3. Hollerbach III
2 Stolleneingänge rechts des Hollerbachs (Richtung Roth)
4. Pfarrwiese (Muhl), Betrieb 1768 - 1891 (siehe 17.Jahrh.)

Zeitliche Entwicklung der Kohlegewinnung:
1821 - 1880 wurden in der Hollerbach über 50.000 Tonnen gefördert mit einer Belegschaft von 19 bis 52 Mann
1821 - 1880 wurden in der Pfarrwiese über 25.000 Tonnen gefördert mit einer Belegschaft von 7 bis 27 Mann
1822  Konzession der Grube Hollerbach an Karl Berg
1822  umfasste das Grubenfeld 195 ha
1846  umfasste das Grubenfeld 384 ha
1869 Gründung Knappschaftsverein für die Kohlengruben


Auswanderer aus Reiffelbach im 19. Jahrhundert
Ursache für weitere Auswanderungen war u.a. der hohe Steuerdruck, den die französische Regierung auf die besetzten deutschen Gebiete (1798 - 1815) ausübte und ein Getreideausfuhrverbot, das den Preis für die Ernte stark herabdrückte.

In der Auswandererkartei des Instituts für Pfälzische Geschichte in Kaiserslautern sind 116 Personen verzeichnet (Chronik, S. 100). In anderen Quellen sind weitere 13 Personen erwähnt. Im 19. Jahrhundert wanderten insgesamt über 129 Personen aus Reiffelbach aus.

VII 20. Jahrhundert

Auswanderer gab es auch noch anfangs des 20. Jahrhunderts, zumindest einer war nach den USA ausgewandert (Chronik, S. 100). Damit stieg die Gesamtzahl der Auswanderer aus Reiffelbach auf 158 Personen.

1912 Neubau der Volksschule (heute Gemeindehaus)
1914-1918  I. Weltkrieg
Pfalz wird franz. Besatzungszone bis 1930
1914 In Odenbach 14 Sandsteinbrüche, im Bruch „Kaiserhof" waren 300 Mann beschäftigt, auch Reiffelbacher Steinmetze. Die Steine wurden bis nach Köln verkauft.
1918-1934 Reiffelbach kommt zum Freistaat Bayern
1920 Kohlengrube Hollerbach und Pfarrwiese geschlossen, Gruben Abrech I und II noch in Betrieb
1921 Pflichtfeuerwehr für alle Männer von 16 bis 50 Jahren (Chronik, S. 187)
1923 Inflation, Währungsreform
1926 Anschluss an die Stromversorgung
1926 Erste mobile Dreschmaschine drischt das Getreide auf den Bauernhöfen
1928 Bau der Molkerei in Meisenheim für 26 Gemeinden
1929 Kraftpostlinie von Odenbach über Reiffelbach nach Dielkirchen
1931 Erster privater Mähbinder für die Getreideernte im Ort im Einsatz
1932 Kreis Meisenheim wird aufgelöst und fällt an Kreis Kreuznach
1933 Flurbereinigung durch Flurbereinigungsamt Neustadt (Chronik, S. 188)
1933 Anlage eines Sportplatzes in den „Hartwiesen“ (heutige Tennisplätze)
1934 Rodung des Gemeindewaldes „ Muhl“ bis 1936, heute Weide (Chronik, S. 122)
1935 Kraftpostlinie von Meisenheim über Reiffelbach nach Dielkirchen
1936 Reiffelbacher spielen im Spielmannszug Becherbach mit
1938 Einführung 8. Schuljahr, Einführung der Berufsschul-Pflicht
1938 Ausbau der B 420 bei Meisenheim

1939-1945 II. Weltkrieg
1945 Im März kamen deutsche Soldaten auf dem Rückzug durch Reiffelbach, wurden verpflegt und zogen weiter. Drei Soldaten versteckten sich im alten Grubenstollen. Am 18. März rückten die Amerikaner mit Panzern von Callbach und Schmittweiler an und erfuhren von den versteckten Soldaten. Sie stellten ein Ultimatum: Herausgabe der Soldaten oder Beschießung des Dorfes. Dank Wilhelm Mohr, der als Dolmetscher wirkte, konnte die Katastrophe verhindert werden. Die Soldaten kamen in das Gefangenenlager nach Bretzenheim (Chronik, S. 190).
1945 Die Pfalz wurde franz. Besatzungszone bis 1949
1945 Kohlensuche (privat) in den Stollen in der Hollerbach
1945 Nach dem Krieg betrieb ein privater Fuhrwerksbesitzer die Postlinie Callbach – Reiffelbach – Gangloff
1946 Reiffelbach fiel in den Kreis Kusel, Reg. Bez. Pfalz, Land RLP, ab 1968 Reg. Bez. Rheinhessen-Pfalz
1948 Anschluss an Landkraftpostlinie II (ab Rockenhausen)

Flüchtlinge
Von ca. 1940 bis 1960 kamen über 80 deutschstämmige Flüchtlinge nach Reiffelbach. Manche blieben nur kurze Zeit, andere einige Jahre und manche wohnen heute noch hier. Sie kamen aus: Polen (4 Familien), Schlesien (1 Familie), Ostpreußen (7 Familien), Westpreußen (3 Familien), Masuren (1 Familie), Sachsen (1 Familie), Rumänien (1 Familie), Ukraine (1 Familie), Galizien (1 Familie), Banat (1 Familie) und der DDR (3 Familien).

1946-1969 Bürgermeisterei Odenbach
In Reiffelbach kontrollierte der „Feldschütz", später auch der Gemeindediener, z.B. ob die Feldgrenzen eingehalten und die Gräben gereinigt wurden.
Der „Einnehmer" von der Einnehmerei (Bürgermeisteramt) Odenbach fuhr anfangs mit dem Fahrrad, später mit dem Auto nach Reiffelbach an das Gemeindehaus. Daraufhin musste der Gemeindediener mit der Gemeindeschelle durch das Dorf gehen und die Reiffelbacher aufrufen, in das Gemeindehaus zu kommen und die Steuern bar zu zahlen. Gemeindediener waren: Gustav Bernd, dann Eugen Stein und danach Hans Conrad. Nach dem Wechsel in den Kreis Bad Kreuznach und in die VG Meisenheim, wurden die Steuern bei der Poststelle eingezahlt.
In dieser Zeit kam auch der „Eichmeister" in das Gemeindehaus und eichte die Gemeindewaage sowie private Gewichte und Waagen. Mit der Gemeindewaage wurde das Vieh gewogen, das an die Viehhändler verkauft wurde. Wiegemeister war damals Friedrich Schauffert, danach Jakob May.
Damals fuhr der Polizist von Odenbach sonntags oder feiertags mit dem Fahrrad in das Dorf und kontrollierte, ob die Bauern verbotenerweise auf den Feldern arbeiteten. Dann wurde eine Anzeige gemacht.

1952 Einweihung der 2 neuen Glocken in der Kirche
1952 Haltung von gemeindeeigenen Zucht-Bullen im Ort
1954 Verlegung der Wasserleitung von einem der Stollen in der Hollerbach in den Hochbehälter neben der Kirche und in die einzelnen Häuser
1954 Bau des Ehrenmals auf dem Friedhof - für die Kriegsopfer und Vermissten
1958 Abriss der alten Lehrerwohnung in der Dorfmitte (heute Spielplatz)
1959 Abriss des alten Schulhauses in der Dorfmitte
1961 Flurbereinigung in der Feldlage (ohne Dorflage)
1961 Neubau einer Lehrer – Dienstwohnung im Unterdorf (heute Wohnhaus Spangenberger)
1961 Bereitstellung von Baugelände im Gemarkungsteil „Schafgarten"
1963 Forstamt kauft die Wiesen am „Kleeberg" und legt Mischwald an
1965  Forstamt kauft Flächen an der „Frauenhölle" und legt Nadelwald an
1966 Verrohrung des Reiffelbaches und Verlegung eines Abwasserkanals in den Straßen
1966 Bau des Sportplatzes in der Hollerbach auf ehem. Schieferhalde der Kohlengruben
1967 Die Klassen 5 – 8 gingen fortan in die Gemeinschaftsschule Meisenheim
1968 Abriss des alten Gemeindehauses (Ortsmitte neben Spielplatz)
1969 Einweihung der Orgel in der Kirche
1969 Verwaltungsreform: Reiffelbach und andere Dörfer aus dem Kreis Kusel wurden in den Kreis Bad Kreuznach und in die Verbandsgemeinde Meisenheim  integriert, Kreis Rockenhausen wurde aufgelöst
1970 Verlegung des Schulunterrichts der Klassen 1 – 4 nach Meisenheim,
Nutzung der Reiffelbacher Schule als Gemeindehaus
1971 Umwandlung der Pflichtfeuerwehr in eine Freiwillige Feuerwehr
1972 Umbau der Schule zu Gemeindesaal, Küche und Nebenräumen
1975 Übernahme des Friedhofs in Gemeindeeigentum
Neugestaltung des Ehrenmals
1975 Die Pfarrei Gangloff (mit unserer ev. Gemeinde) wurde in die Pfarrei Odenbach integriert
1979 Anschluss von Gangloff an unsere Kläranlage über eine Transportleitung
1981 Genehmigung des Dorfwappens
1985 Einbau der Kirchturmuhr
1986 Meisenheim: Einstellung des Personenverkehr auf der Glantalbahn
1987 Anschluss an die Trinkwasserversorgung Westpfalz
1987 Verkauf der Lehrerdienstwohnung
1988 Erwerb des Anwesen der Familie Feld und Abriss der Gebäude für Neubauten von Feuerwehr und Gemeinde
1991 Neubau des Feuerwehrhauses und der Gemeinde-Garage
1992  Einweihung Feuerwehrhaus
1992 Neugestaltung des Spielplatzes  
1993 Reiffelbacher Flagge wird genehmigt

1993 Reiffelbach: 700-Jahr-Feier
Die Gemeinde feierte vom 9.7.-11.7.1993 im gut besuchten Festzelt an der Gemeindegarage ihr Jubiläum mit Tanzkapelle, Kommersabend, Ökumenischem Gottesdienst, Frühschoppen, Bilderausstellung und Mitmach-Zirkus.

Am Sonntag wurden die 9 ältesten Senioren, die zusammen 700 Jahre alt waren, mit Blumen begrüßt. Ehrengäste waren u.a. Ministerialdirigent Oster vom Innenministerium und G.F. Anthes, der als Hauptverfasser der Chronik diese auch vorstellte.

Die Chronik „700 Jahre Reiffelbach" erschien 1993 im Selbstverlag der Ortsgemeinde. Sie umfasst 260 Seiten mit farbigem Panorama von Reiffelbach. Die Chronik ist beim Ortsbürgermeister erhältlich. In 11 Kapiteln werden Landschaft, territoriale Zugehörigkeit, Bevölkerungsentwicklung, Landwirtschaft, Kirche und Schule, Bergbau, Glashütte, die Gemeinde im 20. Jahrhundert, Handwerk und Gewerbe, Vereine, Gemeinderat, Bürgermeister, Lehrer und Pfarrer dargestellt.

1994 - 1999 Weitere Ereignisse in Reiffelbach
1994 Wahl von Manfred Stibitz zum Ortsbürgermeister, als Beigeordnete wurden Heinrich Schneider und Gerda Jost gewählt.
1994 Die Mauer am Meisenheimer Weg wird in Eigenleistung mit ABM-Kräften saniert, Materialkosten 870 DM, Lohnkosten 700 DM.
1995 Erstes Dorffest wird durchgeführt.
1996 Kauf einer Spülmaschine für 5.500 DM, dafür werden 4.220 DM durch die Auflösung des Unterhaltungsvereines gespendet.
1997 Die Reiffelbacher Kinder sollen ab 1.2.1997 nach Becherbach (bisher Meisenheim) in den Kindergarten.
1997 Übertragung der Verwaltung der Jagdgenossenschaft auf die Ortsgemeinde.
1997 Beim Wettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden“ wurde der 4. Platz auf Kreisebene erreicht.
1997 Das Ing.-Büro Denzer erhält den Auftrag, den Belegungsplan für den Friedhof zu erstellen.
1997 Das Dorffest soll künftig am 4 Wochenende im Juni stattfinden.
1998 Im Obergeschoß des Gemeindehauses wird den Jugendlichen ein Jugendraum zur Verfügung gestellt.
1998 Auftrag für den Grabaushub an Fa. Rockenfeller.
1998 Auftrag für neue Grabfelder mit Wegen und Fundamenten an die Fa. Gehres.
1999 Die neue Buswartehalle soll aus Bruchsteinen und Holz errichtet werden.
1999 Die Ortsgemeinde verkauft 80 Weihnachtsbäume für 1.020 DM, 100 neue Fichten sollen gepflanzt werden.

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